
Zum Jahresausklang …
… teile ich hier wie jedes Jahr einige Gedanken mit Ihnen. Vor dem Jahresende und dem Weihnachtsfest blicken wir zurück auf das vergangene Jahr und fragen uns auch, was die Zukunft wohl bringen wird.
Der Rückblick ist diesmal wenig erbaulich, weil 2022, ebenso wie schon vorher, mehrere Krisen aufgetreten sind und zum Teil noch anhalten. Darum ist der Ausblick auch nicht sehr optimistisch. Wir sind verunsichert, weil in letzter Zeit doch Katastrophen über uns herein gebrochen sind, mit denen wir wohl eher nicht gerechnet hatten, wie die COVID-19-Pandemie oder die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine.
Doch auch die Krisen, die wir schon länger kennen, wie die Klima- oder Biodiversitätskrise, zeigen sich mittlerweile auch in Europa spürbar: Überschwemmungen, Hitzewellen, Waldbrände (auf einer Rekordfläche von 700.000 Hektar in der EU im letzten Jahr) und Dürre treten in europäischen Ländern immer häufiger auf. Katastrophen wie in Pakistan nehmen wir nur am Rande wahr, obwohl sie alles übertreffen was wir bis jetzt in Europa erlebt haben. Der indische Subkontinent war in diesem Sommer von extremer Hitze betroffen. Das rasche Abschmelzen der Gletscher im Himalaya führte dazu, dass ein Drittel von Pakistan überflutet wurde. 32 Millionen Menschen (!!) wurden vertrieben. Die Probleme sind bekannt, doch gleichzeitig werden sie verdrängt. Der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk hat dies mit folgendem Satz auf den Punkt gebracht: „Wir glauben nicht, was wir wissen!“.
Die Weltbevölkerung hat am 15. November 2022 die 8-Millarden-Marke überschritten, berichtet die UNO. Die Erde verkraftet sogar neun oder zehn Milliarden. Problematisch sind die ungleichen Lebensbedingungen. Jeder hat Recht auf ein menschenwürdiges Leben und es stellt sich die Frage der Gerechtigkeit. Soziale Gerechtigkeit ist eine durchgehende Dimension von Nachhaltigkeit, und Nachhaltigkeit muss als einzig gangbare Überlebensstrategie für die Menschheit viel stärker implementiert werden. Die Zeit läuft uns davon.
Soziale Gerechtigkeit thematisiert Verteilungskonflikte in Bezug auf die ökologischen Zwänge und stellt Fragen um das Verhältnis zwischen Umwelt- und Entwicklungs- bzw. Sozialpolitik. Wie lassen sich Ziele des Umweltschutzes und der sozialen Entwicklung respektive der Armutsbekämpfung verbinden? In vielen Ländern der Welt ist die Natur der Reichtum der Armen. Von den 2,6 Milliarden Menschen die als arm gelten – laut Weltbank verfügen sie über weniger als 2 Dollar pro Tag – leben drei Viertel direkt von der Natur in Bezug auf Nahrung, Kleidung, Behausung, usw. Naturerhaltung ist daher auch Armutsbekämpfung. Mit dieser Überzeugung betreibt NIÑOS DE LA TIERRA weiterhin Entwicklungszusammenarbeit in unseren südamerikanischen Zielländern, wie z.B. in den bolivianischen Anden (Chapisirca).
Vielleicht haben Sie während der Feiertage etwas Zeit, um die neueste Publikation des Club of Rome zu lesen. Der Club of Rome ist ein Expertinnen- und Expertennetzwerk, dessen Mitglieder wissenschaftlich, aber auch ökonomisch arbeiten, unterschiedlichste kulturelle und berufliche Hintergründe haben, Personen des öffentlichen Lebens sein können – aber keine hochrangigen Politikerinnen und Politiker. Der Titel des Buches: Earth for All: A Survival Guide for Humanity (im deutschen Titel: Ein Survivalguide für unseren Planeten). Wenn sich etwas Überlebensleitfaden nennt, schließt das mit ein, dass es eine lebensbedrohliche Situation gibt. Das Buch wäre sicher durchaus auch eine empfehlenswerte Geschenkidee für Freunde und Familie.
Des Weiteren möchte ich Sie einladen, uns auch nächstes Jahr zu begleiten und zu unterstützen, damit unser kleiner Beitrag zur Rettung der Welt auch fruchtet.
Frohe Feiertage und ein glückliches neues Jahr!
Marco HOFFMANN
Glückwünsche von unseren Partnern
NEUES PROJEKT IN BOLIVIEN
Verbesserung des Bildungsangebotes für Jugendliche und gemeinschaftliche und produktive Ausbildung in TUSCAPUJIO / SACABA
Seit 18 Jahren führt Niños de la Tierra asbl. Entwicklungsprojekte mit der bolivianischen NGO ANAWIN in der Region von Cochabamba durch. Diese Projekte haben 2 Schwerpunktthemen: Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und Ernährungssicherung auf der einen Seite sowie „integrale“ sozialpädagogische Arbeit mit formalen Schulen und Gemeinden auf der anderen Seite.
Die 4 bereits mit ANAWIN durchgeführten Bildungsprojekte, alle in der Gemeinde Sacaba (teils im Tal auf 2500 Meter über dem Meeresspiegel und teils im Hochland auf 4000 Metern), hatten großen Erfolg, sowohl in Bezug auf die Leistung der angestrebten Ziele und der externen Evaluierung, wie auch im Hinblick auf die tatsächlichen Auswirkungen, wie sie von den Gemeinschaften wahrgenommen wurden. Die positive Reaktion auf die Ergebnisse seitens der Gemeinden und der lokalen Verantwortlichen von Sacaba war sehr groß. ANAWIN erhielt zahlreiche Anträge auf Unterstützung, welche auf Nahhaltigkeitspotential untersucht werden mussten um die Gemeinden zu identifizieren, die für eine Intervention in Frage kamen. Wir verweisen hier auf unseren Artikel in INFO 4-2017 (Korihuma-Projekt), der sich bereits mit demselben Ansatz befasste und die eingeschlagene Gesamtstrategie aufzeigte. weiterlesen
35 Jahre Entwicklungszusammenarbeit (traduction en français ci-dessous)
Ja, auch dieses Jubiläum feiern wir! Zwar bescheiden, aber doch. Im Juli hat ein Barbecue stattgefunden, zu dem der Vorstand alle ehemaligen Freiwilligen eingeladen hatte. Einige waren gekommen und bei Sonnenschein, gutem Essen und Trinken haben wir uns ausgetauscht und einen schönen Nachmittag verbracht. Im Oktober werden wir eine Fotoausstellung im Cactus Bettemburg organisieren. Mit einem Glas Pisco in der Hand können Sie Menschen, Landschaften und die Projekte in unseren Zielländern kennenlernen. Zögern Sie nicht, uns auch Ihre Fragen zu stellen. Wir sind über die 2 Tage vor Ort am 14. und 15. Oktober. Das erweiterte Info, das Sie in Händen halten, gehört auch zu dem Aktivitätsprogramm der 35Jahr-Feierlichkeiten.
Vor 5 Jahren, an unserem 30. Geburtstag hatten wir gefragt, was von unserer Arbeit bleibt. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt (2017) sich eine weltweite Pandemie, mit Lock Downs, auch in unseren Zielländern, vorstellen können? Wenn auch mit Verzögerungen konnten wir doch unsere Projekte weiterführen und haben versucht, speziell auf die Bedürfnisse unserer Partner und ihren Zielgruppen während der Pandemie einzugehen. Führt man sich die weltweiten Probleme und Krisen vor Augen, so ist unsere Arbeit, negativ betrachtet, vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Positiv gesehen können wir allerdings konkrete Resultate vor Ort aufzeigen. Unser erstes „Projekt“, den Kindergarten Naciente in Santiago de Chile, gibt es immer noch und er hat sich dank unserer Arbeit auch im Laufe der Zeit vergrößert. Gerade die Entwicklungszusammenarbeit, die Kindern und Jugendlichen zu Gute kommt, ist von unschätzbarem Wert.
Prof. Manfred Spitzer, ärztlicher Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, sagt im Interview mit dem Titel „Wir können uns Armut nicht leisten.“: Armut in den ersten 1000 Lebenstagen, also in der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag, ist eine unglaubliche Verschwendung von menschlichen Ressourcen. Denn das Gehirn von Kindern, die schon im Mutterbauch unter Armut und Mangelernährung leiden, hat nachweisbar nur halb so viele Synapsen wie das von Kindern aus normalen Verhältnissen. Das kann auch nicht mehr kompensiert werden, die Unterfunktion des Gehirns ist dann lebenslang gesetzt und kostet uns weltweit Milliarden. Armut ist zu teuer, als dass wir sie uns leisten können. Das sagt jedenfalls die Neurowissenschaft.
Ich werte diese wissenschaftlich begründete Aussage als Ermutigung, weiter mit viel Einsatz Entwicklungszusammenarbeit zu betreiben. Spitzer unterstreicht auch: Wenn man einen Euro extra für Bildung ausgeben will, steckt man ihn am besten in den Kindergarten, dort erreicht man mit Abstand am meisten. Mit der geplanten Weiterführung unserer Arbeit in und um Tirani entstehen 2 weitere Kindergärten in der periurbanen Zone von Cochabamba (Taquiña Norte und OTB Tunari d.h. 1330 Familien). Das Projekt ist eingereicht und wir warten auf die Zusage des Ministeriums.
Niños de la Tierra arbeitet und feiert zugleich. Dies schließt sich nicht aus. Im Gegenteil, die Freude über die vielen gelungenen Projekte motiviert zum Weitermachen. Bleiben Sie bitte als Spender an unserer Seite. Ihr Geld wird vielen Kindern zu Gute kommen und ihre Entwicklungschancen beflügeln.
Danke!
Marco HOFFMANN
NIÑOS DE LA TIERRA – 35 ans de collaboration pour le développement
Oui, nous célébrons aussi cet anniversaire ! Modeste, oui. Un barbecue a eu lieu en juillet, auquel le conseil a invité tous les anciens bénévoles. Certains étaient venus et sous le soleil, bonne bouffe et boisson nous avons échangé des idées et passé une belle après-midi. En octobre nous organiserons une exposition photo au Cactus Bettembourg. Avec un verre de pisco à la main, vous pourrez découvrir les gens, les paysages et les projets de nos pays cibles. N’hésitez pas à nous poser également vos questions. Nous sommes sur place pour les 2 jours les 14 et 15 octobre. Les informations détaillées que vous détenez font également partie du programme d’activités de célébration des 35 ans.
Il y a 5 ans, le jour de nos 30 ans, nous nous demandions ce qu’il resterait de notre travail. À ce moment (2017), qui aurait pu imaginer une pandémie mondiale avec des confinements, y compris dans nos pays cibles? Bien qu’avec du retard, nous avons pu poursuivre nos projets et avons essayé de répondre spécifiquement aux besoins de nos partenaires et de leurs groupes cibles pendant la pandémie. Si vous regardez les problèmes et les crises mondiales, notre travail, vu négativement, n’est peut-être qu’une goutte dans l’océan. Du côté positif, cependant, nous pouvons montrer des résultats concrets sur place. Notre premier „projet“, le jardin d’enfants Naciente à Santiago du Chili, est toujours là et grâce à notre travail, il a également grandi au fil du temps. La coopération au développement, qui profite aux enfants et aux jeunes, est d’une valeur inestimable.
Le professeur Manfred Spitzer, directeur médical de la clinique psychiatrique universitaire d’Ulm, déclare dans une interview intitulée « Nous ne pouvons pas nous permettre la pauvreté. Parce qu’il a été démontré que le cerveau des enfants qui souffrent de pauvreté et de malnutrition dans l’utérus n’a que la moitié du nombre de synapses que celui des enfants de circonstances normales. Cela non plus ne peut plus être compensé, le sous-fonctionnement du cerveau est alors figé à vie et nous coûte des milliards dans le monde. La pauvreté est trop chère pour nous. C’est du moins ce que disent les neurosciences.
Je considère cette déclaration scientifiquement fondée comme un encouragement à continuer à travailler dur sur la coopération au développement. Spitzer souligne également que si vous voulez dépenser un euro supplémentaire pour l’éducation, il est préférable de le mettre à la maternelle, c’est là que vous pouvez obtenir le plus de progrès. Avec la poursuite prévue de nos travaux à Tirani et les communautés avoisinantes, 2 jardins d’enfants supplémentaires sont en cours de construction dans la zone périurbaine de Cochabamba (Taquiña Norte et OTB Tunari, soit 1330 familles concernées). Le projet a été soumis et nous attendons l’approbation du ministère.
Niños de la Tierra travaille et célèbre en même temps. Ce n’est pas mutuellement exclusif. Au contraire, la joie des nombreux projets réussis nous motive à continuer. Veuillez rester avec nous en tant que donateur. Votre argent profitera à de nombreux enfants et augmentera leurs possibilités de développement.
Merci!
Marco HOFFMAN
NEUE CHILENISCHE VERFASSUNG MIT GROβER MEHRHEIT ABGEWIESEN
Die Umfragen behielten Recht. 62 Prozent der Stimmen, die am Sonntag, dem 4. September 2022 in den Wahllokalen Chiles abgegeben wurden, waren gegen die neue Verfassung. Diese war von 154 vom Volk freigewählten Vertretern geschrieben worden. Sie sollte endlich Schluss machen mit den Gesetzen aus der Zeit von Diktator Pinochet (1973-1999). Heben wir hervor, dass seit dessen Herrschaft Grundrechte wie Bildung, Gesundheit, Rente, Zugang zu sauberem Wasser in privater Hand liegen. Auch haben die indigenen Gemeinschaften wie etwa die von Niños de la Tierra unterstützten Mapuche kein Selbstbestimmungsrecht.
Unsere chilenischen Freunde, die seit gut 40 Jahren für die Menschen der Armenviertel Sorge tragen, sind entsetzt über das Wahlresultat. «Es hat sich in den vergangenen Monaten wieder gezeigt, welche Macht das Kapital hat, um millionenschwer Kontrapropaganda gegen die Verfassung zu finanzieren », schreibt unsere Freundin Karoline Mayer, treibende Kraft der Fundación Cristo Vive, des größten Sozialwerkes Chiles.
Gabriel Boric, der neue Präsident, seit März 2022 im Amt, hat eine empfindliche Niederlage einstecken müssen. Doch aufgeben will der 36 jährige, neue linke Hoffnungsträger und frühere Studentenleader nicht. Deshalb hat er sein Kabinett umstrukturiert und umstrittene Politiker durch moderatere ersetzt. Er möchte sein schmales Land am Ende Südamerikas vom Neoliberalismus hin zu einem sozialen Rechtsstaat führen, Er wird versuchen, einen neuen Verfassungsprozess anzustoßen mit gemäßigteren Gesetzen. Damit diesmal seine Politik einen starken Rückhalt im Volk findet.
Michel Schaack
Einweihung unserer Banderole auf dem Fußballfeld des Sporting Club Bettembourg
Am 19. Juni dieses Jahres war eine Delegation von Niños de la Tierra eingeladen, am Fußballländerspiel der Frauen, Kapverden gegen Luxemburg, das auf dem Fußballfeld der Gemeinde Bettemburg ausgetragen wurde, teilzunehmen. Anlass dazu war aber nicht das Spiel selbst, ein Freundschaftsspiel, das Luxemburg mit 2:1 gewann,sondern die offizielle Einweihung von 4 Werbebannnern vor der Zuschauertribüne für die 4 gemeinnützigen Wohltätigkeitsorganisationen aus der Gemeinde Bettemburg, darunter auch Niños de la Tierra.Wir möchten betonen, dass diese Initiative vom Präsidenten des Sporting Club, Patrick Hutmacher, ausging und dass sein Verein sämtliche Kosten übernahm. Einen herzlichen Dank für diese gelungene Werbung für unsere Organisation!
Bemerkenswert war auch, dass sich unsere Vertreter das Spiel aus der VIP-Lounge anschauen konnten und dabei mit feinen Köstlichkeiten verwöhnt wurden.
Wir waren begeistert…
Hervorheben möchten wir auch die noble Geste der Fußballfederation, die den vier Bettemburger ONGs den Erlös des Länderspiels versprach. Wir bedanken uns herzlich!
Schwester Karoline Mayer zu Besuch in Luxemburg
Bei ihrem diesjährigen Besuch in Luxemburg vom 13. bis 15. Juni 2022 war Schwester Karoline von Rosario Soto Reguerin, Vorstandsmitglied von Cristo Vive Bolivia, begleitet. Wie üblich standen Treffen mit ihren Hilfsorganisationen Andamos, Guiden a Scouten fir Eng Welt, Beetebuerg hëlleft und Niños de la Tierra auf ihrem Programm. Ausserdem hatte der Bürgermeister von Bettemburg Karoline zusammen mit Vertretern des Gemeinderates und Beetebuerg hëlleft zu einem fairen Frühstück eingeladen.
Die Einladung zu einem ähnlichen Gespräch bei Kaffee und Croissants kam tags darauf vom Bürgermeister der Gemeinde Roeser.
Wir hatten alle Freunde und Unterstützer von Niños de la Tierra zu einem Treffen mit Schwester Karoline am Dienstag, den 14. Juni 2022 im Bettemburger Weltladen eingeladen. In entspannter, ungezwungener Atmosphäre berichtete Schwester Karoline über die rezente sozio-politische Entwicklung in Chile und Bolivien sowie die Situation in den Diensten der Fundación Cristo Vive. Anschließend konnten alle bei einem Glas chilenischen Rotwein und Häppchen sich persönlich mit Schwester Karoline austauschen. Gut 40 Sympathisanten waren unserer Einladung gefolgt. Es war ein gelungener Abend.


Während der Arbeitssitzung mit Niños de la Tierra am folgenden Tag berichtete Karoline über die allgemeine Lage der Fundación Cristo Vive in Bolivien, Chile und Peru. Auch wurden noch Detailfragen zu unserem neuesten Projekt in Tirani/ Cochabamba erörtert. Dieses Projekt, welches neben Tirani auch die Nachbargemeinden Chica Taquiña und Andrada mit einbezieht und in Punkto Selbstbeteiligung dieser Gemeinden neue Maßstäbe setzt, wird vom Luxemburger Ministerium