VERBESSERUNG DER NAHRUNGSSICHERHEIT UND DER ERNÄHRUNG IN UND UM POTOSI
Seit einigen Jahren ist die bolivianische NGO CONTEXTO einer unserer Partner in Bolivien. Mehrere Projekte wurden bereits mit ihnen durchgeführt und konnten einiges bei den jeweiligen Gemeinschaften um La Paz, El Alto und Potosi bewegen. Bei unseren Evaluierungsbesuchen haben uns immer wieder die Lebensumstände und täglichen Unwegsamkeiten der ärmeren Bevölkerung – mit der CONTEXTO seit Jahren « auf Augenhöhe » arbeitet – sehr bewegt und aufgewühlt. Besonders in El Alto und auch in Potosi ist die Armut und die ungerechte Verteilung der Möglichkeiten für die am Rande lebenden Menschen mit den Händen greifbar. Im Departement Potosi gibt es die größte Diskrepanz zwischen den Löhnen; die Armutsrate liegt um die 60% (trotz Verbesserungen in den letzten Jahren, teilweise zunichte gemacht durch die COVID-Pandemie). Schlechte Ausbildung, schlechte Ernährung und schlechte Gesundheitsversorgung sind an der Tagesordnung. Besonders Kinder und Frauen (oft Alleinernährer ihrer Kleinen) sind betroffen. CONTEXTO hat (durch ihre jahrelang bewährte Methodologie – siehe hierzu unseren Artikel im INFO 2-2016) in all der Zeit sehr vielen Menschen aktiv und integral geholfen.
Um weiter in Bolivien dort aktiv zu sein, wo es am dringendsten erscheint, jedoch eher « gezielt » vorzugehen, hat Niños de la Tierra zusammen mit CONTEXTO dieses neue Projekt erarbeitet und konnte dafür auch unser Luxemburger Kooperationsministerium von einer Kofinanzierung überzeugen. Das Projekt wird sodann in Alto Potosi, in Karachipampa und Palcamayu umgesetzt werden. Dies sind urbane bzw. periurbane Gemeinschaften in einem extrem armen Umfeld, gekennzeichnet von einer kritischen Klima- und Agrarsituation (Trockenheit, Temperaturschwankungen, in Höhen von 4.200 bis 4.400 Meter, Unfruchtbarkeit der Böden…). Die Nahrungssicherheit dieser zugezogenen Kleinbauern ist schlecht und die Ernährung monoton und ungesund. Wasser ist knapp, gesunde Lebensmittel sind teuer oder nicht im Angebot, der Klimawandel und die Pandemie allgegenwertig. Um hier etwas « Nachhaltiges » zu schaffen, haben wir mit unserer Partner-NGO auf die Verbesserung der Ernährung und der Lebensmittelproduktion in diesen Gemeinschaften gesetzt.
Das neue Projekt läuft über drei Jahre und soll 100 Familien (zur Lebensmittelproduktion), 100 Frauen (welche zu «Leader» ausgebildet werden), 120 Kindern (deren Ernährung und Gesundheit verbessert wird) sowie 15 lokalen Autoritäten (zur Nachhaltigkeit des Ganzen) zu Gute kommen.
Es besteht aus 2 Entitäten:
1. Stärkung der Nahrungssicherheit und der Finanzsituation der Gemeinschaften,
durch Erhöhung der Erträge im biologischem Obst- und Gemüseanbau
Dies geschieht durch Verbesserung der Produktion und Produktivität: Der Obst- und Gemüseanbau findet in kleinen, neu errichteten Gewächshäusern statt und kann so den Ertrag wesentlich erhöhen. Die Frauen werden ausgebildet und begleitet beim Anbau gesunder Pflanzen und Früchte zum Eigenbedarf und zum Weiterverkauf. Außerdem wird es eine Ausbildung in der Vermarktung der Überschüsse geben, ebenso wie eine Beteiligung an Märkten, Verkaufsmessen und Zusammenkünften von Produzenten auf departementaler Ebene. Des weiteren soll eine interinstitutionnelle Koordinierung mit staatlichen und offiziellen lokalen Stellen sowie mit Kleinunternehmen und anderen NGOs stattfinden, zwecks Nachhaltigkeit des Geschafften.
2. Verbesserung der Ernährung in den Gemeinschaften,
durch Erhöhung des Konsums gesunder Nahrungsmittel (Obst, Gemüse aus biologischem Anbau)
Dies geschieht einerseits durch eine globale Betreuung der Kinder des pädagogischen Kinderhorts in Alto Potosi (der Bau wurde im vorigen Projekt von Niños de la Tierra mit CONTEXTO finanziert): Gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, Gesundheitscheck, Lernhilfe etc. Daneben werden sowohl die Kinder als auch – im Besonderen – die Frauen der Gemeinschaften zum Thema „gesunde Ernährung für die ganze Familie“ geschult. Dies geschieht sowohl in Kursen als auch in praktischen Lehrgängen und internen Märkten mit gesundem Essen.
Wir sind überzeugt, mit diesem Projekt in kleinem Rahmen, jedoch nah bei den Leuten und ihren dringlichsten Problemen, etwas zur Verbesserung der Lage in diesen 3 Gemeinschaften beitragen zu können. Der Zielgruppe des Projekts werden dadurch Mittel und Möglichkeiten zuteil, welche ihnen erlauben sollten, ihre Situation « selbst in die Hand zu nehmen und nachhaltig zu verbessern ». Wir sollten dabei nur Begleiter auf einem Teil ihres Weges sein.
Das gesamte Projekt hat ein Kostenvolumen von 249.316,05 Euro, wovon Niños de la Tierra 99.726,42 Euro beisteuern wird. Wir bleiben also weiterhin auf jede Hilfe angewiesen, um unser angegangenes Engagement in Potosi auch erfolgreich weiterführen zu können.
Vielen Dank.
Jean-Paul Hammerel