Stärkung der integralen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen
der Schule Nuevo Amanecer in Korihuma 2 (Sacaba)
Ein Projekt entsteht
Seit mehr als 10 Jahren ist die bolivianische NGO « ANAWIN » aus Cochabamba, ein zuverlässiger Partner von Niños de la Tierra im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, und hier besonders mit soziopädagogischen Projekten: In dieser Zeit wurden deren drei, jeweils über drei Jahre, in der Munizipalität Sacaba (174.000 Einwohner) durchgeführt. Die Resultate konnten sich sehen lassen und besonders das letzte Projekt (in Villa Clothilde: 2011-2015) erweckte die Aufmerksamkeit der Randbevölkerung um Sacaba-Stadt: Aufgrund der guten Ergebnisse in jener Schule wollten immer mehr Eltern ihre Kinder dort einschreiben oder aber stellten für «ihre» jeweiligen Lokalschulen Anträge bei Anawin zwecks Zusammenarbeit. Ab 2015 sah sich Anawin dazu gedrängt, in einigen der Randgebiete Sacabas (mit überwiegend armer, zugewanderter und schnell wachsender Bevölkerung) kleine «Diagnosticos» durchzuführen, um sich ein Bild der Situation und der Eingreifmöglichkeiten zu machen.
So kam es, dass auch die Schule der OTB (Organisación territorial de base) Korihuma 2 evaluiert wurde. Nicht nur bestätigten sich hier sämtliche Konsequenzen einer zu schnellen soziodemographischen Entwicklung auf die Kinder (Gewalt, Drogen, Kriminalität, frühe Schwangerschaften, Schulabbruch, usw.). Nein, auch viele gute Möglichkeiten für eine gezielte Arbeit der Pädagogen von Anawin, mit den Schülern und den Lehrern, taten sich auf.
Eine sehr junge Lehrerschaft, engagierte Leute in der OTB und den Elternräten sowie ein kooperativer Schuldirektor waren positive Ansatzpunkte.
In diesem Kontext war eine dreiköpfige Delegation von Niños de la Tierra im November 2016 in Korihuma 2 zu Besuch. Wir sollten uns ein Bild machen von der Situation: die Schule, die Schüler (687 an der Zahl) und die Lehrer (32) kennen lernen und zusammen mit dem Verantwortlichen der OTB und Anawin die Möglichkeit eines gemeinsamen Projektes besprechen. Nach einem intensiven Rundgang, etlichen Gesprächen, vielen Erkenntnissen und Begegnungen, waren wir vom Grundkonzept des Projektes sehr angetan.
Dieses wurde dann in konkrete Formen gegossen und, nach etlichen Korrekturen und Ergänzungen, Anfang 2017 ans Ministerium gesandt zwecks Kofinan-zierung, welcher dann auch stattgegeben wurde.
Worum es geht
Das neue bolivianische Edukationsgesetz (ley 070) garantiert jedem Bolivianer eine gratis Ausbildung bis zum Bachillerato, und zwar durch eine «integrale Pädagogik», welche alle Kapazitäten der Kinder fördern und sehr praxis- und naturnah sein soll. Das sehr gute Gesetz leidet seit Jahren an seiner schleppenden Umsetzung: fehlende Schulen und Klassensäle und vor allem fehlende Ausbildung der Lehrer in der «neuen» Pädagogie.
Genau hier setzt unser Projekt (wie immer bei Anawin) mit zwei Zielen an: Infrastrukturen schaffen, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden sowie Ausbildung der Lehrer und kognitive Entwicklung der Schüler fördern.
Der erste Pfeiler ist also der Bau zusätzlicher Infrastruktur. Bis jetzt werden an die 10 Klassen in Korihuma in nicht fertigen Privathäusern und Baracken (ohne Fenster, Tafeln, Möbel usw.) unterrichtet. Die zu bauenden 8 neuen Klassensäle und zusätzliche Räume werden die Qualität der Ausbildung sehr erhöhen. Des Weiteren entsteht ein «psychopädagogischer» Arbeitsbereich, wo «alternative Fächer» angeboten werden: Theater, Tanz, Musik, kreatives Malen, Lesen und gemeinsame Aktivitäten. Dieser zweite Pfeiler des Projekts soll es den Schülern erlauben, nebst kognitiven Kapazitäten, auch soziale und affektive Kompetenzen zu erwerben. Das Ganze soll zu einer «holistischen Gesamtentwicklung» der Jugendlichen führen. Sie sollen gewappnet werden, den Gefahren in einem sozial schwierigen Umfeld begegnen zu können.
So führt die Schule nicht nur zu einer intellektuellen, sondern auch zu einer sozialen Reife. Zudem wird noch das ökologische Bewusstsein der Schüler gestärkt und deren Ernährung verbessert.
Ein dritter Pfeiler ist die Begleitung der Lehrerschaft im Kennenlernen neuer Lernmethoden, psychologischer Unterstützung der Schüler, integralem Lernen und Begleitung schwieriger oder behinderter Kinder.
Zudem wird, in einer Art «Elternschule», mit den Eltern gearbeitet, damit sie wissen, was und wie ihre Kinder lernen, sie sich nicht übergangen fühlen und sich zurecht finden in einer schnellen, modernen und für sie oft unverständlichen Welt der Jugend.
Inzwischen sind bereits die Grundstrukturen der neuen Klassensäle fertig (Baubeginn im Juni 2017) und die pädagogische Mannschaft von Anawin hat intensiv mit ihrer Begleitarbeit begonnen. Alles läuft nach Plan und wir freuen uns schon, im nächsten Jahr die Entwicklung in Augenschein nehmen zu können.
Das gesamte Projekt läuft über drei Jahre. Es kostet von luxemburgischer Seite 333.728.- Euro, wovon Niños de la Tierra asbl. 111.242.-Euro aufbringen muss. Die Gemeinde Sacaba finanziert ihrerseits mit 97.367.- Euro, 33% des Baus.
Jean-Paul Hammerel
Fotos: Jean-Paul Hammerel und ANAWIN
Nachtrag: Fortschritt der Bauarbeiten Dezember 2017