Neues Projekt mit neuer Partnerorganisation

in El Alto und Palca (La Paz)

 

Das vorliegende Projekt ist in direkter Umgebung der bolivianischen Hauptstadt La Paz angesiedelt:

–          in Alto Chijini im 12. Distrikt der Stadt El Alto, einer Trabantenstadt um den Flughafen von La Paz mit fast einer Million Einwohnern auf 4100 m Höhe

–          in der Sektion  Pacuani der Landgemeinde Palca , 550 Einwohner, ca. 30 km vom Zentrum von La Paz entfernt auf 4000 m Höhe

Die beiden Zielgebiete unseres neuen Projektes sind  gekennzeichnet durch generelle Armut der Einwohner sowie mangelhafte Infrastruktur.

Die 21.700 Bewohner des Stadtteils Alto Chijini sind in der Regel landflüchtige indigene Aymara oder Quechua. El Alto gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt, etwa 50% der Bevölkerung ist 19 Jahre alt und jünger, nur 18% der Bevölkerung sind älter als 39 Jahre. Gründe dafür sind sowohl die hohe Reproduktionsrate der ansässigen Bevölkerung als auch der unverminderte Zuzug von Landflüchtigen, während die Einwohnerzahl von La Paz, das sich wegen seiner beengten Lage nicht weiter ausdehnen kann, seit Jahren stagniert. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Einwohnerzahl der Stadt mehr als verdoppelt.

El Alto gehört auch zu den ärmsten Städten der Welt: mehr als 70% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, 88% der Menschen sind Analphabeten bzw. verfügen nur über geringe Schreib- und Lesefertigkeiten. Immer noch haben die meisten Wohnviertel weder einen Wasser-, Kanal- noch einen Stromanschluss. Fast drei Viertel der Bevölkerung ist in der informellen Wirtschaft tätig. Auf improvisierten Verkaufsständen entlang der Geschäftsstraßen in La Paz bieten die Menschen tagsüber ihre teils eigengefertigten teils zugekauften Produkte an.

Auf den ersten Blick ist Alto Chijini nicht als Armenviertel auszumachen. Die breiten ungepflasterten Straßen verlaufen geradlinig  und im rechten Winkel zueinander. Auch der Ärmste umgibt als erstes sein Grundstück mit einer hohen Mauer aus roten Ziegelsteinen. Von der Straße aus nicht einzusehen, verbergen sich dahinter oft katastrophale Wohnverhältnisse. Anfangs besteht das Wohnhaus aus nur einem einzigen Raum mit rohen Backsteinwänden und Wellblechdach. Je nach Finanzlage der Familie wird dann verschönert und erweitert.

Die lokalen Behörden sind total überfordert. Einerseits können die Infrastrukturarbeiten nicht Schritt halten mit der rasanten Ausdehnung der Stadt und andererseits fehlen auch noch die dazu notwendigen finanziellen Mittel mangels zahlungskräftigen Bürgern. Immerhin gibt es in Alto Chijini 6 Schulen für 2.670 Grundschüler sowie 2 Gesundheitszentren. Hervorzuheben sind aber die 46 „juntas vecinales „ (Nachbarschaftskomitees), welche neben der offiziellen Stadtregierung das öffentliche Leben bestimmen. In einer Art basisdemokratischen Form wird versucht,  auf die Bedürfnisse und Probleme eines Viertels, eines Straßenabschnitts oder Häuserblocks einzugehen.

Die Bewohner der Landgemeinde Palca hingegen sind fast ausschließlich in der Landwirtschaft tätig. Aber die Erträge der mageren Felder auf der kargen, unwirtlichen Hochebene reichen gerade mal für den Eigenbedarf. Gelegentlich bringt ein geringer Überschuss ein winziges Einkommen. In Pacuani müssen 2 Klassenräume für sämtliche Vor- und Grundschüler reichen. Es gibt weder Trink- noch Abwassernetz und auch kein Gesundheitszentrum.

Die Folgen all dieser Missstände sind im Ballungsraum La Paz/El Alto eine überhöhte Sterberate bei werdenden Müttern und Kleinkindern sowie eine miserable Allgemein- und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen

Traditionell wurde den Bedürfnissen der Frauen, Kinder und Jugendlichen besonders der ärmsten Schichten seitens des bolivianischen Staates wenig Beachtung geschenkt. Erst seit dem Amtsantritt von Evo Morales ist hier ein deutliches Umdenken zu verzeichnen. Auch erreichen die Ausgaben für Soziales in La Paz und El Alto knappe 20 % des Budgets.

Das vorliegende Projekt versucht hier Abhilfe zu leisten.

Partner vor Ort ist die 1990 gegründete ONG „Contexto La Paz“. Ihr Ziel ist die Förderung und Entwicklung der vernachlässigten Bevölkerungsschichten in Zusammenarbeit mit unabhängigen indigenen Frauenorganisationen  welche sich im Dachverband „Juana Azurduy de Padilla“ zusammengeschlossen haben. Ihre Ausbildungsprogramme begreifen hauptsächlich ein integrales Bildungsprogramm für Mutter und Kind, Sozialprogramme, Programme zur Förderung der Arbeitstechniken und Produktion im handwerklichen Bereich sowie Programme für Basisorganisation, Zusammenarbeit und Einbindung der Frauen und Kinder in das soziale Leben. Contexto besteht aus gut einem Dutzend fest angestellter professioneller Mitarbeiter sowie einer ganze Reihe Freiwilligen in den jeweiligen lokalen Projekten.

Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und begreift folgende Teile:

–          Bildungsprogramm für Mütter, Väter und Verantwortliche der Gemeinschaften. Es begreift Ateliers für lokale Entwicklung, für Grundkenntnisse in Gesundheit und Ernährung, für Ausbildung in leadership, für handwerklich- technische Ausbildung

–          Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche: Hausaufgabenhilfe, Lernhilfen, Vermittlung von Grundkenntnissen in Ernährung, Gesundheit und Ökologie

–          Ausbau der Zusammenarbeit mit den staatlichen und lokalen Autoritäten

–          Zusätzliche Ernährung und medizinische Grundversorgung der Kinder und Jugendlichen

–          Bau von 2 Aufnahmezentren: jeweils eines in El Alto und Pacuani. Sie werden mittags für die Kantine, nachmittags für die schulischen Beihilfen und abends für die Bildungsprogramme für Erwachsenen genutzt. Die Unterhalts- und Funktionskosten sind Bestandteil des vorliegenden Projektes. Die entsprechenden Grundstücke sind Eigentum der jeweiligen Gemeinschaften. Die neuen Gebäude verbleiben nach Ablauf des Projektes in ihrem Besitz.

Die Aussichten für den Fortbestand des Projektes nach Ablauf der 3 Jahre sind denkbar gut. Es entstand auf direkte Anfrage der beiden Gemeinschaften bei Contexto. Diese sind von seiner Wichtigkeit und Wirksamkeit überzeugt und werden sich voll und ganz für seine Nachhaltigkeit einsetzen. Seitens der Behörden bestehen ebenfalls gute Aussichten, dass nach drei Jahren nicht alles im Sand verläuft. Es entspricht hervorragend den Vorgaben zur Förderung der indigenen Bevölkerungsschichten der neuen bolivianischen Verfassung sowie des „Nationalen Entwicklungsplans“ von 2006. Auch verliefen erste Kontakte mit lokalen Autoritäten äußerst vielversprechend.

Laufzeit des Projekts: 2011 – 2014

Finanzierung des Projekts:

Anteil MAE  184.724,24 €

Anteil Niños de la Tierra asbl. 92.362,12 €

Gesamtkosten 277.086,36 Euro