Schwester Karoline: Corona und die Fundación Cristo Vive

Hier nun ein paar Informationen aus unseren Diensten. Maruja und mir, wie all unseren Mitarbeitern geht es gut. Aber den Menschen um uns herum geht es zum grossen Teil schlecht oder sehr schlecht. Das ist nicht gut zu ertragen, weil ich mich oft total hilflos und ohnmächtig fühle. Eigentlich dürfte ich nicht vor die Türe ab 75, eventuell nur kurz mit polizeilicher Erlaubnis.

Da habe ich mich entschlossen, meinem Gewissen und – so Gott – mehr zu gehorchen als dem Präsidenten der Republik. Und so bin ich (nicht zum Spass) jeden Tag auf der Strasse, um den Menschen in akuter Not beizustehen bei schweren Erkrankungen mit oder ohne COVID, Desaster in Familien, Beerdigungen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass in einem der alten Häuser auf dem Weg zu unserer Pfarreikirche hinter einer Haustüre 22 haitianische Familien mit einer Anzahl von Kleinkindern leben und Hunger haben und ausserdem an der winterlichen Kälte leiden. 

Wir waren sie am Versorgen, als aus de Nachbarhaustüre eine verhärmte peruanische Frau auf mich zukam und mir sagte, sie wären nur 10 Familien, aber alle seit Monaten arbeitslos, ob ich für sie Arbeit hätte und vielleicht auch etwas zu essen… 

 

Corona hat meinen Besuch nach Bolivien im April verhindert. So sitze ich in Santiago fest, habe aber täglich Kontakt mit Bolivien.

Das Problem dort ist, dass das Gesundheitssystem den Bedürfnissen des Volkes nicht entspricht. 

Aber unglaublicherweise haben sich die Ärzte entschlossen, neue Wege einzuschlagen. Sie behandeln Covid wie eine Grippe mit ihren entsprechenden Syntomen und haben verschiedene Protokolle entwickelt, die wirklich zur Heilung beitragen.

 Anbei eine unglaubliche Entscheidung der Ärzte in Bolivien.

Ich hoffe, dass in Bolivien bald wieder Bewegungsfreiheit möglich wird und die Wahlen im September durchgeführt werden können.

Unser Problem in Bolivien ist, dass die Interimsregierung diese Zeit strengster Ausgangssperre zu politischer Verfolgung genützt hat und weiter nützt. So wurde in La Paz aus heiterem Himmel die Tochter der sehr beliebten Teresa Subieta, der Defensora del Pueblo (Ombudsfrau) für Departamento La Paz, festgenommen, um eventuell ihre Mutter auf Eis zu legen.

Wie ihr wisst, betreuen wir in Chile 23.500 in Familenmedizin, d. h. angefangen von Gesundheitserziehung und Prävention, Familienplanung, Schwangerenbetreuung mit Schwangerschaftspass, Neugeborene mit Impfung und monatlicher Betreuung und dann die ambulante Betreuung aller Eingeschriebenen mit ihren verschiedenen akuten oder chronischen Krankheiten. In den 4 Monaten der Pandemie ist die Zahl der Angesteckten: 920, von denen 500 schon wieder gesund sind, rund 400 noch unter Betreuung Zuhause. 22 unserer Patienten sind gestorben, fast alle mit schweren chronischen Krankheiten. Weitere 150 sin asymtomatisch, werden zusätzlich beobachtet.

Ich hoffe, dass die WHO irgendwann sich kritisch mit ihren Protokollen beschäftigt.

Mein grosses Leid ist, dass das Gesundheitsministerium zunächst sich fast nur auf Corona konzentriert hat, während um mich herum Menschen wegen fehlender ärztlicher Versorgung an Lungenentzündung, Diabethes, Herzinfarkten… gestorben sind.

Tatsächlich sind wir vor einer schwierigen Situation in Chile und Bolivien, denn die strenge Quarentäne ist für unser Volk kaum noch auszuhalten und macht krank.

Liebe Freunde, in diesen Zeiten versuchen wir in Bolivien und Chile den Armen zum Überleben beizustehen.

 

Lasst euch von Herzen umarmen

eure Karoline