Solidarität und Vertrauen

 

Im Rückblick auf das Jahr 2024 sind folgende herausragenden Geschehnisse in Bezug auf die Arbeit von Niños de la Tierra zu nennen:

  • Die Brandkatastrophe in Viña del Mar/Chile im Februar. Spendenaufruf und Katastrophenhilfe wurden sofort von Niños de la Tierra eingeleitet.
  • Der Tod von unserem Freund, Gründer, Vorbild und früheren Präsidenten Michel Schaack im Mai (siehe Info N°3 dieses Jahres).
  • Die Aufnahme neuer Vorstandsmitglieder im Fegefeuer-Statut[1]: Rachel BRAUN (Jul24), Anna WEIRICH (Nov24) und David HOFFMANN (Mar24). Dies freut uns sehr.
  • Der Beginn des Freiwilligenjahres von Lena Erpelding bei der „Fundación Cristo Vive Bolivien“ in Cochabamba ab Juni.
  • Die konfliktuelle Situation in unserem langjährigen Musikschuleprojekt „Escuela popular de Artes“ (EPA) in Viña del Mar/Chile mit einstweiligen Stopp der finanziellen Unterstützung aus Deutschland und Luxemburg. Alle Spender dieses Projektes wurden unsererseits per Brief informiert und in der Generalversammlung 2025 werden wir Näheres berichten.
  • Die Projekt-Evaluationsreise einer Delegation der „Nitis“ nach Bolivien und Chile im November.
  • Der erfolgreiche Verlauf unserer vier neueren kofinanzierten Projekte in der Gegend von La Paz und Cochabamba / Bolivien.
[1] Der Begriff stammt von Michel Schaack und bedeutet, dass neue Mitglieder erst einmal ohne Stimmrecht im Vorstand zu einer gegenseitigen Schnupperphase eingeladen sind. Diese Phase kann, je nach Erfahrung im Bereich der Entwicklungshilfe, 1-2 Jahre dauern.

Sowohl positive Entwicklungen wie auch negative Ereignisse ließen dem Vorstand keine Zeit zum Daumendrehen. Hinzu kommen die Affären Caritas und OGBL mit ihren Konsequenzen. Wir sind besorgt und haben das Gefühl, dass Solidarität und Spendenbereitschaft zurückgehen könnten. Wir verzeichnen effektiv eine leichten Knick im Spendenaufkommen für das letzte Semester 2024 und gerade nach unserer Projektreise haben wir nochmal sehr nahe erlebt wie dringend die Armen in Lateinamerika Hilfe benötigen. Ein spürbarer Einbruch der Spenden wäre natürlich in jeder Hinsicht katastrophal. Sicher war der Caritasskandal ein großer Schock für alle Beteiligten und für die Spender. Die Aufklärung dieses Verbrechens ist bis heute sehr dürftig. Klar ist allerdings, dass sowohl Caritas als auch OGBL Opfer krimineller Handlungen geworden sind. Es gab und gibt keine Ursache die Organisationen als solche in Frage zu stellen. Bei der Bankenkrise von 2008 wurden auch keine Banken geschlossen und auch in anderen Ländern mit anderen Kontrollsystemen wird leider immer wieder von solchen Veruntreuungen berichtet. Die betroffenen Institutionen mit ihren oft jahrzehntelangen Verdiensten konnten allerdings bestehen bleiben. Sicherlich sollte das Luxemburger Kontrollsystem im Bereich von Kooperation und Sozialdiensten überdacht werden. Zeitaufwand, Energie und Kosten dieser Kontrollen riskieren allerdings in der aktuellen Großwetterlage Überhand zu nehmen. Wer soll das bezahlen? Einen Teil der Spenden dafür aufwenden zu müssen ist sehr unpopulär. Hier muss die Politik ein Gleichgewicht finden, da Entwicklungsprojekte natürlich auch nicht ohne Verwaltungskosten in einer funktionierenden Nichtregierungsorganisation (in Luxemburg und im Zielland) umgesetzt werden können.

 

Niños de la Tierra hat bisher die nachfolgenden Prinzipien beachtet um sich das Vertrauen der Spender zu sichern:

  1. Freiwilliges Engagement: Alle Vorstandsmitglieder arbeiten unentgeltlich. Administrative Kosten, Kosten für die geforderte Berichterstattung bezüglich der kofinanzierten Projekte ans Ministerium und Auditkosten bleiben im Rahmen der diesbezüglichen Zuschüsse des Staates und jeder Spendeneuro wird in den Projekten, je nach Wunsch des Spenders, verwendet.
  2. Regelmäßige Berichterstattung mit Erfolgsgeschichten: Transparente und regelmäßige Updates über die Verwendung der Spendengelder und die erzielten Ergebnisse sind für uns essenziell. Konkrete Beispiele und Zeugnisse, wie die Spenden geholfen haben, sollen Sinn und Zweck unseres Engagements und der Notwendigkeit der Spenden veranschaulichen.
  3. Direkte Kommunikation: Wir stehen Rede und Antwort per Telefon, Brief oder E-Mail.
  4. Unabhängige Prüfungen: Regelmäßige externe Prüfungen und Audits der Finanzen innerhalb der Projekte und der Niños de la Tierra-NGO als Ganzes werden durchgeführt. Unsere Finanzlage wird jedes Jahr im Info N°2 publiziert und in der Generalversammlung vorgestellt.
  5. Nachhaltigkeit: Wir haben die Nachhaltigkeit unserer Projekte immer im Blick. Ganz aktuell, während der zweiten Woche unserer Projektreise, konnten wir uns im Chile bei der Fundación Criste Vive überzeugen was mit Luxemburger Entwicklungshilfe seit den 90ziger Jahren entstanden ist und fortbesteht (Siehe Bericht der Projektreise).

Ohne Vertrauen und Solidarität kann Niños de la Tierra nicht weiterarbeiten. Solidarität ist das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft. Schütten Sie bitte nicht das Kind mit dem Bade aus und bleiben Sie uns, trotz Skandalen und Miesmacherei außerhalb unserer Arbeit, als Spender treu.

Wir wünschen frohe Feiertage und ein gesundes und glückliches neues Jahr.

Marco Hoffmann