Zum Jahresende

Schon wieder ist ein Jahr fast um und beim Eintragen neuer Termine fürs nächste Jahr denkt man auch schon mal an das vergangene. Nach den Highlights von 2017, unserem Jubiläumsjahr, war 2018 für die Nitis eher von der Rückkehr zu einer gewissen Normalität gekennzeichnet. Unsere Projekte und die Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen in Südamerika standen im Mittelpunkt. Not abwenden, Armut bekämpfen, für soziale Gerechtigkeit und Frieden eintreten, dies gehört weiterhin zum Leitbild von Niños de la Tierra und diese Werte treiben uns an.
Dazu brauchen wir die Solidarität von jedem, der insgeheim fühlt oder aber auch ganz klar denkt, dass eigentlich jeder Mensch die Chance für ein gutes Leben verdient, weil jedem Menschen die gleiche Würde innewohnt. Traditionell ist der Dezember mit seinen (Familien-)festen der Monat, in dem wir empfänglicher für solche Worte sind und auch gelegentlich in die Tasche greifen. Es wäre gut diese Haltung über das ganze Jahr hinweg einzunehmen, aber es ist auch wichtig, dass wir zu verschiedenen Momenten das Helfen besonders würdigen. Am Ende des Jahres ist also Solidarität im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Solidarität ist zunächst einmal die Verbundenheit mit – und die Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus (Wikipedia). Es gibt die Solidarität zwischen Menschen aber auch jene auf gesellschaftlichem Niveau. „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.“ schreibt Gioconda Belli, nicaraguanische Schriftstellerin.
Papst Franziskus spricht weniger poetisch, dafür aber sehr klar über Solidarität. Solidarität sei nicht nur eine Sache gelegentlicher großherziger Taten, er fordert eine neue Mentalität, „die in den Begriffen der Gemeinschaft und des Vorrangs des Lebens aller gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige denkt“. Solidarität sei eine spontane Reaktion dessen, der die soziale Funktion des Eigentums und die universale Bestimmung der Güter – die älter seien als der Privatbesitz – als Wirklichkeiten erkennt. Weil sich das Hüten und Mehren privaten Besitzes nur dadurch rechtfertige, dass sie dem Gemeinwohl besser dienen, „deshalb muss die Solidarität als die Entscheidung gelebt werden, dem Armen das zurückzugeben, was ihm zusteht“ (Evangelii Gaudium).
Wir wissen, dass in diesem Moment genau das Gegenteil geschieht: Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden nicht unbedingt immer ärmer, aber die Armut bleibt. Nach einer Studie von Credit Suisse besitzen 0,7 Prozent der Weltbevölkerung 45 Prozent des Vermögens. Trotz dieser krassen Ungleichheiten ist die monetäre Armut weltweit zurückgegangen. Dies wird gerne von Wirtschaftsliberalen hervorgestrichen, um über die Tatsache hinweg zu täuschen, dass Armut trotzdem auf einem sehr hohen Wert verbleibt. 3,7 Milliarden Menschen(!) leben auf der Welt mit weniger als 2 Dollar pro Tag. Jedes Jahr sterben elf Millionen Kinder, die meisten unter fünf Jahren und mehr als sechs Millionen von ihnen an absolut vermeidbaren Ursachen. Weitere Fakten unter : https://www.unric.org/html/german/ mdg/MP_PovertyFacts.pdf Lassen wir uns also nicht beirren und leben wir unsere Solidarität ruhig etwas intensiver am Ende des Jahres. Mit den Worten von Richard von Weizsäcker „Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.“ wünsche ich Ihnen, liebe solidarische Leser, im Namen der Nitis: „Frohe Feiertage sowie viel Glück und Gesundheit für 2019!“
Marco Hoffmann, Präsident