Vergrößerung der schulischen Infrastruktur und integrales pädagogisches Konzept
in Villa Clotilde, Gemeinde Sacaba, Bolivien
Seit seinem Amtsantritt in 2005 bemüht sich der bolivianische Präsident Evo Morales, die großen Ungleichheiten, die zwischen den verschiedenen Schichten der bolivianischen Gesellschaft bestehen, abzubauen. Hauptpfeiler dieser Anstrengungen sollen ein neues Grundgesetz sowie eine grundlegende Bildungsreform sein. 2009 trat die neue Verfassung in Kraft und 2010 wurde schließlich die „Ley Siñani-Pérez „ das Gesetz, das fortan die Bildung der Kinder und Jugendlichen auf nationale Ebene regelt, im Parlament gestimmt.
Die wichtigsten Neuerungen sind:
– Obligatorische Vor-, Grund- und Sekundarschule für alle Kinder,
– Valorisierung der kulturellen Identität der einzelnen Volksgemeinschaften, welche den plurinationalen Staat Bolivien ausmachen, durch mehrsprachigen Unterricht, Einbindung der indigenen Werte und Kenntnisse sowie die aktive Mitarbeit der lokalen Gemeinschaften,
– Vermittlung von praktischen Kenntnissen, die die Jugendlichen zu aktiven Mitgliedern ihrer Gemeinschaften machen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen,
– grundlegende Reform der Lehrerausbildung unter Verantwortung des bolivianischen Staates.
Die Umsetzung dieses ambitionierten Projektes wird allerdings durch fehlende bzw. mangelhafte schulische Infrastruktur und chronischen Personalmangel noch eine Zeit lang hinausgezögert werden.
Unser neues Projekt versucht hier Abhilfe zu schaffen:
In Villa Clotilde, einer teils ländlichen, teils städtischen Randgemeinde des Städteverbunds Sacaba-Cochabamba ist die Zuwanderung aus den entlegenen Bergregionen besonders hoch. Zusammen mit unserer Partnerorganisation ANAWIN, mit der wir schon 5 Projekte durchgeführt haben, wollen wir hier das Bildungsangebot erweitern und verbessern durch:
– den Bau einer guten Infrastruktur für den gesamten Unterrichtszyklus, Grund- und Sekundarschule bis zum „Bachelerato“, zusammen mit der Gemeinde Sacaba
– die Bildung einer professionellen Mannschaft, welche den Prozess der pädagogischen Erneuerung vorantreibt, die lokale Gemeinschaft darin integriert sowie die Weiterbildung der Lehrer begleitet
– die Einführung einer zusätzlichen Weiterbildung für die Jugendlichen, um den Änderungen in der bolivianischen Gesellschaft und der globalisierten Welt gewachsen zu sein
– die Schaffung einer Weiterbildung für Erwachsene.
Das vorliegende Projekt möchte keinesfalls den bolivianischen Staat aus seiner Verantwortung entlassen. Die Aufarbeitung der angehäuften Versäumnisse in der bolivianischen Schulpolitik der letzten Jahrzehnte werden jedoch noch Jahre in Anspruch nehmen. Im Schulzentrum Villa Clotilde sind zurzeit 347 Schüler in der Grundschule (1. Bis 6. Klasse) eingeschrieben. Jedes Jahr müssen viele Kinder aus Platzmangel abgewiesen werden. Gleichzeitig erhöht sich die Einwohnerzahl weiter. Eine Erweiterung der Schule ist also unbedingt erforderlich.
Der Ausbau der Schule begreift 16 Klassenräume, 2 Sanitärblöcke, 2 Küchenblöcke und ein Direktionsblock. Die Gemeinde Sacaba übernimmt die Finanzierung von 6 Klassensälen und 2 Sanitärblöcken. Außerdem stellt sie das Mobiliar sowie das didaktische Material für sämtliche 16 neuen Klassen. Dieses lobenswerte Engagement seitens der politischen Verantwortlichen zeigt, dass auch sie die Wichtigkeit der Bildung und Ausbildung der kommenden Generationen erkannt haben und unterstreicht das Vertrauen, das unser Partner ANAWIN bei der Planung und Durchführung des Projektes genießt.
Die Ausbildung der bolivianischen Lehrer war bislang eher rudimentär. In dieser Hinsicht werden die neu erstandene pädagogischen Hochschulen sicherlich manche Fortschritte – aber erst in einigen Jahren – bringen. Unser Projekt sieht deshalb eine grundlegende Weiterbildung der aktuellen Lehrer vor, besonders in didaktischer und methodischer Hinsicht. Auch die Umsetzung der Richtlinien der neuen Schulordnung soll den Kindern aus minderbemittelten Familien mehr Chancen bieten und besonders verhindern, dass diese vorzeitig die Schule verlassen. Bisher führten nur knapp 15 % dieser Kinder ihr Studium nach der Grundschule weiter!
Das Gesamtbudget des Projektes beläuft sich auf 241.891,86 Euro wovon der Neubau und die Ausstattung (im Jahr 2012) ungefähr ein Drittel ausmachen. Die restlichen zwei Drittel dienen der Finanzierung des pädagogischen und organisatorischen Teils während den beiden letzten Jahren. Das Projekt wird zu zwei Drittel vom Luxemburger Staat kofinanziert.